Montag, 30. Juni 2014

Fast Girls

Die unerwartete Wirkung dieses Films war, dass meine Tochter am nächsten Morgen um halb neun an meinem Bett stand, und mir mitteilte, dass sie zum Sonntags-Staffeltraining gehen werde. Sie wolle auch an der Weltmeisterschaft teilnehmen, eines Tages. Ich liebe sie!  
In Fast Girls geht es neben der vorhersehbaren "Begabtes Mädchen beißt sich durch" und "Feindinnen werden Freunde"-Story auch um die unterschiedlichen Möglichkeiten, die einem obzöner Reichtum bietet, auch auf dem Gebiet des Sportes, wo eigentlich nur die eigene Leistung zählen soll.


Am schönsten ist der Sieg im Team: Der 4x100m der Frauen geht an Großbritannien
Die Story: Shinaja, dunkelhäutig, wohnt nach dem Tod ihrer Mutter bei ihrer Tante in der Banlieue von London - nicht grade eine sichere oder schöne Gegend. Obwohl Ausnahme-Sprinterin, trainiert sie in Ermangelung eines lokalen Vereins nicht im Team, sondern mit einem pensionierten Trainer und auf dem verkrauteten Sportplatz der Siedlung.

Bei einem nationalen Ausscheidungswettkampf tritt sie um den letzten freien Startplatz für die Leichtathletik-Weltmeisterschaft gegen die von ihr bewunderte Lisa an. Lisa ist eine Tochter aus ausgesprochen begütetem Hause, elegant, nie ungeschminkt (nicht dass sie es bei ihrem leuchten-jugendlichen Teint bräuchte) und schnell wie der Teufel. Ihr Antrieb speist sich nicht zuletzt aus Zuckerbrot-und-Peitsche, die ihr Sport-Papa schwingt: Väterchen hatte einst eine Goldmedaille (der olympischen Spiele?) heim geholt und will seine Tochter zu demselben Erfolg führen. 


"Prima Gesäßmuskeln hast Du!": achten Sie auf den Gesichtsausdruck der Hauptdarstellerin
Shinaja erläuft sich den Startplatz, und lässt in demselben Rennen nicht nur Lisas Freundin hinter sich (die nun bei der WM nicht dabei ist) sondern ist auch noch schneller als Lisa selbst - das gefällt Lisa gar nicht, auch wenn sie selbst sich bereits vorzeitig qualifiziert hatte. Es hilft auch nicht grade, dass der Trainer nun beschließt, die beiden gemeinsam in die 4x100m-Staffel zu stecken.

Jetzt der Zickenkrieg: Lisa zeigt sich als arrogante Schnepfe, lästert hinter Shinajas Rücken und gibt ihr mit der Unterstützung ihres Vaters (oder eher dessen Geldes) so richtig Feuer. Praktisch für sie: die frustrierte Shinaja gibt sich auf dem VIP-Event die Kante, was neue Lästereien provoziert. Als Shinaja am nächsten Morgen nicht rechtzeitig zum Abflug kommt, landet sie erstmal bei jederfrau auf der Shitliste, inklusive des süßen Physiotherapeuten. Die Performance auf der Hallenmeisterschaft ist dann auch nicht berauschend. Kann es schlimmer kommen?  Bei der Rückkehr stellt sich heraus, dass Shinajas Schwester Tara und ihr nichsnutziger Freund mit etwa 200 Fremden in Tantchens Wohnung gefeiert haben. Shinaja fliegt raus, Endstation: der Geräteschuppen der Sportanlage. Dort finden sie Trainer und Hund.


Lisa Temple ist schön, reich und sauer. Die neue Kollegin wird es schwer haben
Shinaja kommt erstmal beim Trainer unter und hilft (wenn sie nicht auf dem Sportplatz ist) im Kiosk. Das Verhältnis zu den anderen Sprinterinnen wird _etwas_ besser als die vier von der Staffel auf einen Mädelsabend in die Stadt gehen - meine Lieblingsszene im Film: als die Mädels auf dem Nachhauseweg von aufdringlichen Jungs verfolgt werden, ziehen sie die Pumps aus und laufen ihnen einfach weg...

Dann der Tag der WM: Im Vorlauf ist Shinaja als Schnellste die Schlussläuferin. Der Wechsel von Lisa zu Shinaja läuft nicht reibungslos und England wird fünfter - bitter, wenn nur die ersten vier der Vorläufe in das Finale kommen. Shinaja geht Lisa hart an, die schimpft mit scharfer Zunge zurück, Shinaja schubst Lisa - unverzeihliches Verhalten für einen Sportler. Shinaja ist raus, England ist auch raus, alles Scheiße.


Feiern können sie auch: den bösen Jungs laufen sie dann einfach davon
Aber ... Frankreich hat im Wechsel übergetreten und wird disqualifiziert. Damit ist England wieder im Spiel! Schade nur, dass das Team nur mehr drei Läuferinnen hat. Lisa ringt mit sich und bittet den Trainer schließlich, Shinaja mitlaufen zu lassen. Das Ende ist so, wie alle es vorhersehen, was vielleicht einer der größeren Kritikpunkte dieses eigentlich sehr schönen Films ist: Es passiert genau das, was man denkt, was passiert und nichts anderes.

Wie war's?

Schon ganz schön. Schöne Athletinnen, schön gefilmt, bisschen Sport-Spannung, nette Story, gute Laune, erträgliche Konflikte (FSK 6). Allerdings in der Anlage sehr konventionell und eben vorhersagbar bis ins Detail. Als Sport-Jugendfilm würde ich eher zu "Rollergirl" oder "Kick it like Beckham" als erste Wahl raten.

Friendlys Schulnote: Eine ZWEI-MINUS. (Hilfsweise die Noten meiner Kinder: meine Leichtathletik-Tochter gibt eine Eins-Minus, mein auch sehr sportlicher Sohn eine glatte Drei)

Rätselfrage: Wie heißt die Störung, die die Betroffenen dazu zwingt, zu unpassenden Gelegenheiten Schimpfworte zu äußern? (Kleiner Tip: der Begriff ist in diesem Blog schon gefallen, ist aber schon etwas her)

Antwort der letzten Frage: Der Film heißt GATTACA. Die Buchstaben GATC kennzeichnen die vier Aminosäuren, auf denen das Genom von Lebewesen kodiert ist.

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