Mittwoch, 3. Juni 2015

Orange is the new Black (Staffel 1 und 2)

Piper! Ich mag schon den Namen! (Und zwar seitdem die Astronautin Heidemarie Stefanyshyn-Piper einen Werkzeugbeutel im Wert von 100.000 Dollar im All verloren hat und damit die Emanzipation der Frau in der öffentlichen Wahrnehmung um Jahre zurückgeworfen hat).

Und sie läßt sich immer wieder rumkriegen: Piper (vor dem Gitter) und ihre Ex-Freundin - wenn man sie noch Freundin nennen kann, die Piper gleich zweimal hat einfahren lassen.

Die Piper in "Orange" sitzt also im Knast. Wegen einer Drogenschmuggelei, die neun Jahre her ist - als sie jung war und das Geld brauchte, und ihrer obercoolen Freundin beweisen wollte, dass sie auch wild und frei ist. Jetzt hat die Freundin ausgepackt und Piper sauber mit reingerissen.

Eigentlich sitzt sie noch gar nicht ein, sondern ist erst grade verknackt worden - nicht zuletzt auf Grund der sabotage-ähnlichen Verteidigung durch ihren Schwiegervater-in-spe, der sie noch nie hat leiden können. Zeit, sich mit Lebenshilfe-Büchern auf das Kommende vorzubereiten - vielleicht "Papillon"? Oder "Flucht von Alcatraz"?

Es IST aber auch peinlich, der ganzen erweiterten Bekanntschaft erzählen zu müssen, dass man die nächsten 15 Monate leider schlecht telefonisch zu erreichen ist - und ja, die Verabredungen zum Latte Macchiato fallen wohl auch eher weg. Glücklicherweise hält wenigstens der Verlobte zu Piper...

Es ist das Gesetz der Serie, dass sich das ändern wird, aber erst einmal lernt Piper eine fremde seltsame Welt kennen, die so ganz anders ist als sie es sich vorgestellt hat. Wie ein bleiches Reh mit großen Augen stolpert sie von einem Fettnapf ins andere, macht sich Feinde und lässt sich einschüchtern. Sie verbrüdert sich mit den falschen Leuten und tritt den noch falscheren auf die Füße, meistens ohne es zu merken. 

Ihr einziger Schutz (und auch fast wie eine unsichtbare Haut der Unverwundbarkeit) ist ihre Naivität (und deshalb ist meine Liebste nicht grade ein Fan der Serie: zu dumm, zu naiv, zu Amerikanisch das Ganze...) die mir aber absolut realistisch erscheint: manche Menschen sind so, und meistens kommen sie auch noch gut damit durch - wie Piper.

Weshalb die Serie aber nur zur leichten Unterhaltung taugt und eben nicht die ganz große Kunst ist: Nach einer Weile ist die Spannung weg. Pipers Lebenskatastrophen können nicht schlimmer werden als ein bestimmter Grad und ab dann wird "Orange" wird zu einer Lindenstraße im Bau, ebenso unspannend wie unspektakulär.

Nein, sie wird nicht kooperieren. Poussey Washington kann besser einstecken als austeilen. Macht auf Dauer auch nicht unglücklicher als andersrum.
Großer Lichtblick der Serie ist für mich übrigens Samira Wiley, die eine durchweg bewundernswerte Poussey Washington spielt: Jede Menge externer (unglücklich lesbisch verliebt, Ärger mit dem Vater, wegen Drogenhandels im Knast) und interner (immerhin wollte sie den Vorgesetzten General ihres Vaters erschießen) Probleme. Trotzdem eine absolut integre Person, die nach einigem Hin- und Herüberlegen und kleineren Fehlentscheidungen ihrem Bauchgefühl folgt und dann eben nicht den Schnaps für die Knast-Diktatorin braut, auch wenn die sie dafür zusammenschlagen lässt. Brav, und ein echtes Vorbild. Die wenigsten wären so verletzlich so standhaft.


Im Ganzen: eine ZWEI-MINUS, verlässliche Unterhaltung, familientauglich, niemand stirbt (in der ersten Staffel). Kinder mögen natürlich die ganze Sex-Sache nicht, die schon etwas gehäuft auftritt, aber nicht so, dass es mir unangenehm wurde. 

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