Mittwoch, 23. September 2015

Mad Max: Fury Road

Der eigentliche Held der Story ist natürlich nicht der staubige Max oder die ölverschmierte Furiosa, sondern der übermotivierte "Warboy" Nux, der wie ein kleiner Minion eigentlich immer nur einen sucht, für den er sich opfern kann. Was ihm am Ende traurigerweise auch gelingt.


Also das ist doch weder schön noch praktisch. Ehemann Immortan Joe muss sich nicht wundern, wenn alternative Öffnungsmethoden erprobt werden. Deutlich im Bild zu sehen: wie vorteilhaft es in manchen Situationen ist, keine Rettungsringe um die Hüfte zu haben.

Worum geht’s?


Mad Max, unser Lieblingsheld einer post-apokalyptischen Welt mit schwerem Benzin- und Wassermangel, wird von einem Warlord gefangen genommen. Als Blutspender auf die Verfolgung der flüchtigen fünf (Ehe-)Frauen des Gewaltherrschers mitgenommen, läuft er im glücklichen Moment zu den Frauen über. 
"I am the man who grabs the Sun... WHILE RIDING TO VALHALLA!"

Als sich das gemeinsame Fluchtziel „Grünes Land“ als Giftsumpf herausstellt, dreht die Gruppe um und führt einen Überraschungsangriff auf Hauptquartier und Burg des Kriegsherren „Immortan Joe“ durch. Der Angriff gelingt unter Verlusten, die Bevölkerung bejubelt den Befreier – Max reitet in den Sonnenuntergang.


Joe's Sohn Rictus: Ist noch klein, deshalb trägt er auch nur eine kleine Gesichtsmaske.

Welches Genre?


Eher Western als Endzeit-Epos, mehr „Glorreiche Sieben“ als „Book of Eli“ .

Stimmt die Action?


Und ob! George Miller hat nicht nur in die Vollen gegriffen, er hat auch Liebe zum Detail walten lassen. Alle Special Effects wirken nicht „special“, sondern schmutzig-punkig im allgemeinen Dreck und Staub verankert. Kein „Schaut-mal-jetzt-kommt-was-besonderes“ sondern zeigen, was ab ist (zum Beispiel Charlize Therons Arm).
In der Mitte: ein viertrommeliges Paukomobil. Es geht doch nichts über ein frohes Lied zur Motivation der Truppen, oder, um mit Hauf zu sprechen: "Morgenrot, Morgenrot, leuchtest mir zum frühen Tod?"

Was ist mit der Story?


Kann man bequem unter der Tür durchschieben. Flüchtige wollen von hier nach dort und werden verfolgt. Gut, mal wechselt jemand die Seiten. Trotzdem bleibt der Plot ebenso übersichtlich wie in den drei Vorgängerfilmen, was den Raum schafft für die bemerkenswerte und blutgefrierende Action (siehe oben). Ehrlich gesagt – das gehört auch so.

Wie sind die Schauspieler?


Unwichtig, will sagen: gut genug, um nicht von der Action abzulenken. Nein, war nur ein Spaß, wahrscheinlich machen sie es sogar gut, nur merkt man es nicht. Schließlich geht es hier nicht ums Seelenleben gestresster Paaren in der Vorstadt, sondern um das Überleben unter Wassermangel und Beschuss. Charlize Theron (Anführerin der flüchtigen Frauen) und Tom Hardy (ein würdiger Mad Max) überzeugen. 


Die wollen da rein - Körperbeherrschung und Balance sind auch in post-apokalyptischen Situationen von Nutzen


Gibt's Musik?


Aber Hallo! Der Niederländer JXL, der auch schon für "Blade", "300", "Domino", "Resident Evil" und "Inception" (ja, auch zu "Divergent") komponiert hat, raunt und rauscht zwar erstmal genreangemessen herum, dann setzt er uns aber ganz nah an den Schalltrichter und das Flammenwerfer-Elektro-Gitarren-Mobil und ein sechs-Mann Rhythmus-Truck legen so richtig los. Mir gefällt das!

Bester Dialog?


Welcher Dialog? In diesem Film wird nicht geredet. Im ersten Drittel kann Max knebelbedingt nur grunzen, im Rest des Films ist das Motorengeräusch zu laut. Ich glaube ich erinnere mich an eine Ansprache von Immortan Joe, aber sicher bin ich mir nicht…


Ich möchte nicht verschweigen, dass es in diesem Film manchmal auch so richtig kräftig rumst.

Witzigste Szene?


Die Flüchtigen kommen zu einem Strommast, auf dessen schwankender Spitze sich eine gutgebaute, nackte Frau, offensichtlich hilflos und gefesselt, befindet. Könnte das vielleicht eine Falle für unzivilisierte, frauenfeindliche, gewalttätige Männer-Motorrad-Marodeure sein? Das ist männerverachtend! (Der Regisseure freilich muss sich kaputtgelacht haben)

Friendlys Schulnote: eine EINS-MINUS – Fury Road hat das Unmögliche geschafft: den Charme von „Mad Max“ trotz des um den Faktor 750 höheren Budgets in das einundzwanzigste Jahrhundert zu retten. Respekt!

Die fabelhaften Fünf: das Schönste, was die Wüste dem Tyrannen zu bieten hat.

FSK-16 (weshalb mein jüngerer Sohn nicht ins Kino kam – wir mussten uns den Film im Stream und mit bescheidener Qualität zuhause ansehen – und das mir, dem freiwilligen Vollzahler!) Ich empfehle den Film ab 14, wegen der schon auch irgendwie begleitend auftretenden Gewalt.

P.S.: Regisseuer George Miller hat auch "Ein Schweinchen namens Babe 1&2" und "Happy Feet 1&2" gedreht - und natürlich alle vier Teile von "Mad Max".

P.P.S.: Miller ist gelernter Unfallchirurg.

P.P.P.S.: In Mad Max gibt es einiges an - wenn auch etwas im Oberflächlichen liegender - Namenssymbolik. Ihr habt natürlich gemerkt, das der bedauernswerte Nux seinen Namen mit der grichischen Göttin der Nacht Nyx teilt "..vor der selbst Jupiter Angst hat." Nyx war die Weltenherscherin nach dem Schöpfergott Eros und vor Kronos, dem Vater des Zeus. Ein großer Name für so einen kleinen Krieger. 

P.P.P.P.S: NOx kann andererseits auch ein gasförmiges Oxid des Stickstoffs bezeichnen, mit dem "x" als Platzhalter für die Anzahl der Sauerstoffatome in der Verbindung. NOx ist eher giftig, baut die Ozonschicht ab und erzeugt gelöst in Wasser schwefelige Säure - was man als "saueren Regen" kennt. Also mal wieder recht symbolisch für unseren kleinen Antihelden.

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